Deutsche Röhrenserien ab 1935
Um in das Wirrwar der Bezeichnungen Ordnung zu bringen, wurden ab 1935 Standardbezeichnungen für Röhren eingeführt. Diese bestehen aus einer Buchstaben- und Zahlenkombination. Die Buchstaben geben Auskunft über die Heizung und die Röhrensysteme, die Zahlen codieren den Glasaufbau, bzw. den Sockel.
Es werden nur die gängigen, in der Radio, bzw. Fernsehproduktion eingesetzten Röhren aufgeführt. Mit Hilfe der Bezeichnungen ist es in gewissen Grenzen möglich, eine Altersdatierung von Rundfunkgeräten vorzunehmen. Bei Kleinsignalröhren sind mitunter weitere Einzelheiten erkennbar, z.B. deuten gerade Ziffern auf nicht regelbare, ungerade Zahlen auf regelbare Röhren (Exponentialröhren) hin.
1. Buchstabe |
Art der Heizung |
Verwendung |
A |
4V Wechselstrom, parallel, indirekt |
1935-1940 |
B |
0,18A Gleichstrom, Serie, indirekt |
1935/36 |
C |
0,2A Allstrom, Serie, indirekt |
1935/1940 |
D |
1,2-1,4V Batterie, bzw. NiCd-Akku, direkt |
1938-1960 |
E |
6,3V Wechselstrom, parallel, indirekt |
1936-1967 |
K |
2V Bleiakku, direkt |
1935-1940 |
P |
0,3A Allstrom, Serie, indirekt (Fernsehen) |
1951-1975 |
U |
0,1A Allstrom, Serie, indirekt |
1938-1958 |
V |
0,05A Allstrom, Serie, indirekt |
1935-1950 |
2. und folgende Buchstaben |
Art des Systems |
A |
Diode |
B |
Duodiode |
C |
Triode (1 Gitter) |
D |
Endtriode (1 Gitter) |
E |
Tetrode (2 Gitter) |
F |
Pentode (3 Gitter) |
H |
Hexode oder Heptode (4 oder 5 Gitter) |
K |
Oktode (6 Gitter) |
L |
Endpentode oder -tetrode (5, bzw. 4 Gitter) |
M |
Magisches Auge |
Q |
Nonode (7 Gitter) |
Y |
Netz-Einweggleichrichter |
Z |
Netz-Doppelgleichrichter |
Beispiele für einige Röhrenbezeichnungen:
Ein gängiger Röhrensatz mit Novaltypen für Röhrenradios Mitte der 50er Jahre war z. B. folgender:
ECC 85 : Doppeltriode, UKW-Vorstufe und selbstschwingender Oszillator/Mischer
ECH 81 : Triode als Oszillator MW, LW, KW, Heptode als AM-Mischröhre und FM-ZF-Verstärker
EF 89 : Regelbare ZF-Verstärkerpentode für AM und FM
EABC 80 : Drei Dioden für AM- und FM-Demodulation und Regelspannung, Triode als NF-Vorstufe
EL 84 : Endpentode als Lautsprecherverstärker mit 4-5 Watt Sprechleistung
EM 80 : Magisches Auge, in diesem Fall magischer Fächer
Das Radio war nur für Wechselstrombetrieb vorgesehen und hatte 6,3V-Heizung für die E-Röhren
Tabelle 2.1: Die wichtigsten Bauserien der Radioröhren in Deutschland
Zeit |
Typ |
Sockel |
bis 1935 |
R-Typen |
4- und 5pol. Stiftsockel, 8-pol. Hexodensockel |
1935-1939 |
A 1-7 |
Außenkontaktsockel ("Topfsockel"), 5- u. 8-polig |
1935-1939 |
C 1-7 |
Außenkontaktsockel ("Topfsockel"), 5- u. 8-polig |
1936-1950 |
E 1-9 |
Außenkontaktsockel ("Topfsockel"), 8-polig |
1938-1951 |
E 11-15 |
Stahlröhrensockel, 8-polig |
1939-1951 |
U 11-15 |
Stahlröhrensockel, 8-polig |
1950-1954 |
E/U 40er |
Rimlocksockel, 8-polig mit Metallkragen, bzw. Nase |
1952-1967 |
E 80er |
Novalsockel, 8-polig |
1952-1967 |
E 90er |
Pico-Sockel, 7-polig |
Tabelle 2.2: Erster Buchstabe als Schlüssel für die Heizung
1. Buchstabe |
Art der Heizung |
Verwendung |
A |
4V Wechselstrom, parallel, indirekt |
1935-1940 |
B |
0,18A Gleichstrom, Serie, indirekt |
1935/36 |
C |
0,2A Allstrom, Serie, indirekt |
1935/1940 |
D |
1,2-1,4V Batterie, bzw. NiCd-Akku, direkt |
1938-1960 |
E |
6,3V Wechselstrom, parallel, indirekt |
1936-1967 |
K |
2V Bleiakku, direkt |
1935-1940 |
P |
0,3A Allstrom, Serie, indirekt (Fernsehen) |
1951-1975 |
U |
0,1A Allstrom, Serie, indirekt |
1938-1958 |
R |
4V Batt., 4V Wechselstrom oder 0,18A= |
1927-1935 |
V |
0,05A Allstrom, Serie, indirekt |
1935-1950 |
Der zweite und eventuell weitere folgende Buchstaben geben Aufschluß über die Systeme und den Einsatzzweck der Röhren, Einzelheiten dazu entnimmt man Tabelle 2.3.
Tabelle 2.3: Nachfolgende Buchstaben für den Systemaufbau (2., 3., evtl. 4.)
Buchstabe |
Art des Systems |
Beispiele |
A |
Diode zur HF-Gleichrichtung |
EAA 91, EAF 42, EABC 80 |
B |
Doppeldiode zur HF-Gleichrichtung |
EB 41, EBC 41, UBL 71, EBF 80 |
C |
Triode für Kleinsignalverstärkung |
AC 2, EC 92, ECH 81 |
D |
Leistungstriode (Lautsprecher) |
EDD 11, AD 1 |
E |
Tetrode für Kleinsignalverstärkung |
UEL 11, UEL 51 |
F |
Pentode für Kleinsignalverstärkung |
AF 7, CF 3, EF 11, EF 41, EF 89 |
H |
Hexode oder Heptode (Mischer) |
AH1, ECH11, ECH81 |
K |
Oktode (Mischer/Oszillator) |
AH 1, ACH 1, ECH 11, ECH 81 |
L |
Lautsprecher-Pentode |
AL 4, CL 4, EL 11, UL 41, EL 84 |
Y |
Einweg-Netzgleichrichter |
UY 2, VY 1 |
Z |
Zweiweg-Netzgleichrichter |
AZ 1, AZ 11, AZ 41, EZ 80 |
Die folgenden Kennziffern geben die Bau & Sockelart an.
1 | bis | 9 | Quetschfuß-Röhren Außenkontaktsockel |
11 | bis | 15 | Quetschfuß-Pressteller-Röhren, Stahlröhren-Sockel |
20 | bis | 49 | Allglas-Röhren Oktal, Loktal, Rimlock (Schlüssel Rimlock) Sockel |
50 | bis | 60 | Spezialröhre, verschiedene Aufbautechnik, verschiedene Sockel |
61 | bis | 79 | Subminiaturröhren verschiedene Sockel, Lötdrähte |
80 | bis | 89 | Miniaturröhren (Pressteller) 9-Stift-(Noval)-Sockel |
90 | bis | 99 | Subminiaturröhre. (Pressteller) 7-Stift Sockel |
2.2. Altersdatierung von Geräten
Neben der Röhrenbestückung geben die Rückwände meist recht gut Auskunft über das Alter. Schwarze Blechrückwände sind ausschließlich Anfang der 30er Jahre zu finden, ansonsten sind die typischen Vorkriegsrückwände aus schwarzer Preßpappe (selten dunkelbraun wie z.B. bei SABA-Geräten oder dunkelgrau bei Philips).Damit ist klar: Graue oder mittelbraune Rückwände deuten in der Regel auf ein Alter nach 1945 hin, zumal wenn sie goldfarbene Buchstaben zur Beschriftung aufweisen.
Ein wichtiges Kriterium für die 30er Jahre sind auch auf der Rückwand angebrachte Lizenz- bzw. Kennzeichnungssymbole der Funkindustrie. Außer bei den Firmen AEG, Siemens, Telefunken und z.T. bei Philips finden sich bei den meisten Herstellern sechseckige LPU-Lautsprechersymbole (eine Hälfte weiß, die andere grün der Lautsprecher-Patent-Union) und dreieckige VDFI-Schildchen (Verband der Funkindustrie, eine Hälfte rot, die andere weiß). Finden sich diese einzeln oder beide auf einer Rückwand, kann man mit Sicherheit auf Baujahre bis 1939 schließen. Die Abbildung zeigt diese typischen Rückwandschildchen. Umgekehrt heißt das leider (oder zum Glück) nicht, daß es sich um ein
Nachkriegsgerät handeln muß.